1793 besucht Herzog Karl Eugen das Tübinger Stift. Er vermutet, dass die Stiftler aufrührerisches Gedankengut entwickeln. Indes diskutieren Schelling, Hegel, Schiller, Sinclair und Hölderlin die aktuellen Nachrichten aus Frankreich. Als die Studenten vom Tode des Revolutionärs Marat hören, droht die Situation unkontrollierbar zu werden. Der Herzog zieht sich zurück, draußen hallen die Rufe nach Freiheit und Demokratie. Ein Jahr später nimmt Hölderlin eine Hauslehrerstelle bei Familie von Kalb an, zwei Jahre später bei Familie Gontard in Frankfurt. Beide Male scheitert er. 1799 liest er seinen Freunden aus seinemt „Tod des Empedokles“ als verschlüsseltes Revolutionsdrama vor – wieder wird die politische Lage diskutiert, doch so einig man sich ist, dass die Zeit der Herrscher vorbei ist, so unklar bleibt, wann die Zeit des Einzelnen kommen wird. Einige Jahre später kehrt Hölderlin krank aus Frankreich zurück und flüchtet schließlich in den Wahnsinn.
In seinem Drama handelt Peter Weiss auch über den Pariser Mai 1968 und die deutsche Studentenrevolte. „Hölderlin“ schlägt eine Brücke zwischen den Jahrhunderten und fragt nach der Position des Intellektuellen in politisch unruhigen Zeiten.